Das zweite Türchen meines Adventskalenders öffnet sich und gibt dir Kapitel 2 von “Ein Macho als Muse” frei.
Viel Spaß ❤
Kapitel 2
Noah stellte die Weinflasche weg, von der er bisher nur einen kleinen Schluck gekostet hatte, und setzte sich auf die Couch, die etwas weiter entfernt vom Fernseher war, um erste Notizen zu machen. Benny gab ihm einen High Five, als er nun an ihm vorbei joggte, um hinter Caleigh her zu kommen.
Bisher hatte Noah nur Fotos von ihr gesehen. Sein Auftraggeber hatte ihm einige persönliche Bilder zur Verfügung gestellt. Aber sie nun live und in Farbe zu erleben, hatte ihn – das musste er sich eingestehen – etwas auf dem Konzept gebracht. Caleigh hatte wunderschöne Augen, hellbraun und so schlau, dass man sich nackt fühlte. Ihr Vater war als amerikanischer Soldat in Deutschland stationiert gewesen und hatte ihr eine kaffeebraune, wunderschöne Haut vererbt. So waren auch ihre dunklen Haare, die bis zu ihren schlanken Schultern reichten, leicht gekräuselt.
Trotz seiner Überwältigung sprangen sofort Noahs inneren Prüfsysteme an, um den ersten Eindruck von ihr genau zu analysieren, und eines stand für ihn gleich fest: Caleigh Winter war eine durch und durch faszinierende Person. Ihre gerade Haltung, ihre selbstsichere Präsenz und ihr wunderschönes Gesicht hatten eine Wirkung, die nur Menschen mit sehr viel Charisma in ihm auslösten. Sie war eine Vollblutfrau, die allerdings sofort auf seine Provokationen angesprungen war – Caleighs Nerven lagen also blank.
Noah lächelte und spürte, dass dieses Engagement Geschichte schreiben würde. Er hatte sowas im Gefühl. Caleigh war eine harte Nuss, aber sicher würde es sich lohnen, sie zu knacken. Immerhin hatte er genügend Informationen über sie, um sie zur Weißglut zu treiben – und genau da, wollte er sie haben … Vielleicht würde es ihn in Anbetracht seiner spontanen Sympathien für sie etwas Überwindung kosten, aber für Mitleid mit ihr war er nicht gerufen worden. Dieser Punkt war seinen Auftraggebern zufolge lange überschritten. Und längst ging es für Caleigh beruflich ums nackte Überleben.
Noah ließ sein Notizbuch in seiner Hosentasche verschwinden und klopfte den anderen Jungs zum Abschied auf die Schultern. „Bis später“, rief er ihnen zu und schlenderte zu seinem Zimmer im ersten Stock hinauf.
Auf der kleinen Couch in seinem Raum wartete schon ein Präsent: Eine geschmackvolle Reisetasche von Michael Kors.
„Was hast du denn so eingepackt, faszinierende Caleigh?“, fragte er lächelnd und öffnete langsam und genussvoll die fremde Ledertasche.
Eine halbe Stunde später, trug er das durchsuchte Präsent zur Rezeption hinunter, wo Caleighs kraftvolle Stimme das alte Gemäuer erfüllte: „Was soll das bedeuten, das Telefon ist kaputt?“
„Geht halt nicht mehr“, nuschelte Benny.
„Was ist, wenn es brennt? Oder jemand schwer verletzt ist?“
Noah blieb auf der letzten Stufe stehen und genoss Caleighs Anblick. Sie stemmte ihre Hände in ihre schlanke Taille und feuerte aus ihren hellbraunen Augen Blitzsalven auf den armen Benny ab. Ihre königsblaue Seidenbluse umschmeichelte ihren schlanken Körper und mit ihren schwarzen Lederstiefeln stampfte sie hin und wieder wie ein wilder Stier auf den Boden.
Caleigh Winter war eine Frau, die zu allem bereit war, die für sich einstand und sich zu wehren wusste. Das war wirklich sexy und ließ Noah in Vorfreude auf die Herausforderungen der kommenden Tage zur Rezeption streben.
„Das Telefon ist kaputt?“, fragte er beiläufig und lehnte sich an die Rezeption.
„Äh … ja“, stammelte Benny.
Caleigh fuhr zu ihm herum. „Wenn Sie bitte einen Moment warten würden, ich muss hier etwas klären.“
„Schön“, sagte Noah schulterzuckend.
„Danke“, fauchte sie und nahm wieder Benny unter Beschuss: „Ich will den Chef sprechen!“
Benny zuckte mit den Schultern. „Naja, der bin ich …“
„Wie bitte?“ Caleighs Rehaugen weiteten sich.
Noah schmunzelte. Herrlich! Er mochte es, wenn ihre kühle Fassade Risse bekam und bröckelte. Denn was sich hinter ihren eisigen Mauern verbarg, war der Schatz, auf den er angesetzt worden war.
„Ich könnte Sie mit dem Fahrrad ins Dorf fahren“, bot Benny an. „Da ist die Polizeiwache.“
„Sie sind voll wie eine Haubitze und können nicht einen Fuß vor den anderen setzen. Wie wollen Sie mich mit dem Fahrrad fahren?“
Benny lachte etwas scheel und Noah entschied, einzuschreiten, ehe Caleigh ihm die Augen auskratzen konnte.
„He, Ben. Ich hab was auf meinem Zimmer gefunden, was nicht mir gehört.“
Schwungvoll wuchtete er die Michael Kors Tasche auf die Rezeption und brachte Caleighs Züge endgültig zum Entgleisen.
„Woher haben Sie meine Reisetasche?“
Noah hob unschuldig die Hände. „Muss ein Hotelmitarbeiter für meine gehalten haben. Sie stand einfach in meinem Zimmer.“
Insgeheim freute er sich natürlich, dass Caleigh ihm diesen Einblick in ihre Privatsphäre ermöglicht hatte, so hatte er noch mehr, was er gegen sie verwenden konnte, und er war schon gespannt, in welche seiner Fallen sie noch tappen würde. Natürlich würde er das Aufkommen nach ihrem Fall so weich wie möglich gestalten. Er war immerhin als Gentleman erzogen worden. Jetzt hieß es jedoch vorerst, das Feld zu räumen, um ihr die Zeit zu geben, anzukommen.
„Ich bin wieder im Frühstücksraum, Benny.“
Caleigh nickte er breit grinsend zu. Kurz überlegte er, ob er schon das erste Geschütz abfeuern sollte … und entschied sich dafür – mit einer Frau wie Caleigh musste man mit harten Bandagen in den Ring steigen: „Netter, hellblauer Begleiter. Vielleicht stellst du mich dem batteriebetriebenen Freund ja mal vor.“
Als sie nach Luft schnappte, machte Noah sich lachend davon. Caleigh wusste es nicht, aber das war schon die zweite Runde, die an ihn ging. Aber das befriedigte ihn kaum – er war nur mit dem K. o. zufrieden.
Habt eine schöne Zeit ❤
Bis Morgen, eure Lara