Herzlich Willkommen hinter dem fünften Türchen meines diesjährigen Adventskalenders. Dich erwartet das fünfte Kapitel von der romantischen Komödie “Ein Macho als Muse”.
Viel Spaß,
Deine Lara
Kapitel 5
Caleigh hatte das Gefühl, das verrückte Gerede der Seminarleiterin und Noahs Nähe hatten ihr Gehirn zu einer überhitzten Puddingmasse werden lassen.
Ich muss schnellstens meine Hände zurückbekommen!
Probeweise wollte sie sich Noahs Griff entziehen, aber seine großen, warmen Hände hielten sie gefangen.
Tapfer versuchte er auch nach einer Stunde noch, das Rätsel ihrer Teambildung zu lösen: „Wo bist du geboren worden?“
Alle anderen Teams waren schon zur zweiten Aufgabe übergegangen.
„Bochum. Ruhrgebiet.“
„Hm“, machte er. „Ich komme aus Norddeutschland.“
„Hamburg?“
„Nee, Kiel.“
„Zu Kiel habe ich keinerlei Verbindung.“ Caleigh sagte das absichtlich so, als sei sie froh darüber.
Er schmunzelte ihre Stichelei aber einfach weg. „Ist einfach toll da. Und es gibt viele schöne Männer.“
„Was ist bei dir schiefgelaufen?“
„Du Frechdachs! Zum Glück habe ich ein gutes Selbstbewusstsein, ansonsten hättest du dein eigenes Team schon bei der ersten Challenge torpediert.“
„Sag nicht Challenge, sonst klingst du wie die rote Hexe dahinten.“
Noah warf einen Blick auf die Seminarleiterin, die mit den anderen schon im Garten des Weingutes war. Kurz runzelte er seine weich aussehende Stirn. „Meinst du, Vivi hat wirklich magische Fähigkeiten? Sie kommt mir schon ein bisschen gruselig vor.“
„Ich dachte, du wolltest sie verführen.“
„Da sind wir Nordlichter nicht so.“
„Da seid ihr Männer nicht so“, meinte Caleigh. „Ihr seid einfach urtümlicher, was Sex angeht.“
„Du willst mir doch nicht sagen, dass du noch nie mit jemandem im Bett warst, der ein bisschen komisch war.“
Sie lachte, denn sofort vielen ihr eine Reihe von Verflossenen ein, die ein kleines bisschen oder auch ausgesprochen seltsam gewesen waren. Ihre ausgesprochen anspruchsvolle Mutter wäre jedenfalls mit keinem von ihnen als Schwiegersohn glücklich geworden … „Das werde ich sicher nicht beantworten.“
„Komm schon. Sei jetzt nicht prüde.“
„Ich bin nicht prüde! Dich geht das einfach nichts an und außerdem bist du auch gruselig.“ Sie lachte.
„Dann würdest du nicht mit mir ins Bett gehen?“
Caleigh hielt inne. Noah brachte alles mit, was ein Mann zu bieten haben musste: Er war clever, redegewandt und körperlich eine glatte Eins – breites Kreuz, muskulöse Arme und ein knackiger Hintern. Aber seine Art, diese Provokationen und das ständige Kräftemessen … Caleigh hatte ihn einfach noch nicht durchschaut und das mochte die kontrollbedürftige Seite in ihr gar nicht. Am liebsten hätte sie Jenna angerufen, um ihre Freundin nach Interpretationen von Noahs Verhalten zu befragen … „Nein.“
Sein Lachen folgte auf dem Fuße. „Red dir das ruhig ein, Spätzchen. Du brennst doch drauf, mit mir zu verschwinden.“
Mit Schrecken stellte Caleigh fest, dass er ihr schon wieder näherkam, dieser ungehobelte Steinzeitmensch … Dumm nur, dass ein Fünkchen Wahrheit in seiner arroganten Feststellung enthalten war – er wirkte ungesund anziehend auf sie. „Ich will verschwinden, ganz richtig! Aber sicher nicht mit dir“, murmelte sie und versuchte fieberhaft, dem Drang zu widerstehen, sich küssen zu lassen.
„Wollt ihr jetzt vielleicht einen Tipp haben?“ Vivis Stimme brachte Noah zum Stillstand und rettete damit Caleighs persönliche Integrität.
Übereilt entzog sie sich seinem Zauberbann und baute sich vor der Seminarleiterin auf. „Ich halte diese Aufgabe für absolut sinnlos. Wie soll das Ausfragen eines anderen Menschen meine Kreativität fördern? Das ist reine Zeitverschwendung!“
Vivi sah sie mitleidig an. „Dein visionäres Auge ist völlig verschleiert, Liebes. Was ist deiner Intuition zugestoßen?“
Caleigh dachte angestrengt nach, was sie auf solch eine absurde Frage antworten sollte, doch ihr logisch denkendes Gehirn produzierte ausschließlich Fragezeichen.
Das ist albern, dachte sie nur immer wieder.
Die Seminarleiterin strich mit ihrem Zeigefinger langsam über Caleighs Stirn. „Lass es zu.“ Dann wandte Vivi sich um und schwebte zurück in den Garten.
Als Caleigh sich wieder einigermaßen gefasst hatte, rief sie ihr hinterher: „Was ist mit unserem Tipp?“
„Den hast du schon bekommen!“, flötete Vivi und hüpfte die Terrassenstufen hinab.
Caleigh drehte sich mit ratlosem Gesicht zu ihrem Partner um. „Was hat sie denn gesagt?“
Er tippte sich schmunzelnd auf die Stirn. „Dass dein visionäres Auge zu ist.“
„Verschleiert“, verbesserte Caleigh schnippisch – langsam ging ihr dieses Ratespiel ernsthaft auf die Nerven.
„Vielleicht hält sie dich auch für eine Hexe. Die schwarze Magie in dir ist echt total spürbar.“ Noah wedelte mit seinen Händen vor ihr herum.
Caleigh ließ ihn stehen und setzte sich auf die Couch. „Wenn ich jetzt googeln könnte …“ Ein Blick auf ihr regelrecht totes Smartphone ließ sie schwer seufzen. Das hatte Elfi doch sowas von extra gemacht. Und das nur, weil sie vom letzten Seminar aus fünf oder zehn SMS an sie losgeschickt hatte, in denen sie ihr Argumente genannt hatte, warum ihr eine Gruppensitzung mit anderen kreativ arbeitenden, aber unproduktiven Menschen kein bisschen weiterhalf.
„Was würdest du denn dann suchen?“
Sie blinzelte kurz verwirrt, erkannte aber dann, dass Noah auf ihre Sehnsucht nach einer Internet-Suchmaschine eingegangen war.
„Visionäres Auge vielleicht. Ich denke, das ist unsere Fährte.“
Noah setzte sich zu ihr. „Hast du vielleicht irgendwas erfunden, oder so? Ach, Momentchen … hab ich ja selbst nicht.“
„Ich denke mir nur Geschichten aus. Aber das wird sie nicht gemeint haben.“
„Was denn für Geschichten?“
Caleigh wehrte die Frage mit einer Handbewegung ab. „Visionen … Wer hat denn Visionen. Oder Auge … Vision.“
„Auf jeden Fall zielt der Tipp auf die Zukunft“, meinte Noah.
„Auf die Zukunft zielen?“, fragte Caleigh.
„Jap.“ Noah spannte einen imaginären Bogen und feuerte den Pfeil Richtung Fernseher ab.
„Das könnte es sein!“, rief Caleigh. „Wann hast du Geburtstag?“
„Fünfundzwanzigster November.“ Noah legte den Kopf schief. „Und du?“
„Ich auch!“ Sie sprang auf. „Komm mit!“
Noah blieb sitzen. „Echt? Du hast doch nicht auch am Fünfundzwan–“
„Nein! Ich hab am zwölften Dezember Geburtstag. Aber wir sind beide Schützen!“
Vivi hob die Hände gen Himmel und flüsterte: „Dankbar!“
„Also stimmt es?“, hakte Caleigh verunsichert durch die seltsame Geste der Seminarleiterin nach. „Unser Sternzeichen ist der Grund für unsere Zuteilung zueinander.“
Vivi löste den Blick vom Sommerhimmel und sagte: „Unter anderem … Aber ich dachte schon, ihr würdet es nicht schaffen. Einer von euch blockiert das glückliche Ende.“
Caleigh fühlte sich unmissverständlich angesprochen und wollte Vivi gerade sagen, wo sie sich ihre Sternzeichen-Zuteilung und eigentlich auch das ganze Seminar hinstecken konnte, als Noah einschritt: „Das erste Happy End haben wir aber jetzt geschafft!“
Vivi nickte, doch Caleigh war mit einem Schlag vollkommen kraftlos – dieses ‚intensiv-kreativ’ höhlte sie jetzt schon aus … „Es gibt keine Happy Ends.“
Noah verzog das Gesicht, als hätte sie gewagt, das Unaussprechliche zu sagen.
Und tatsächlich schien Vivi ihre alberne ‚alles ist gut und alle lieben sich’-Mentalität plötzlich verloren zu haben. Erschüttert sagte sie: „Na, sicher gibt’s die.“ Sie nickte hektisch.
„Vielleicht in Büchern und Filmen. Aber im wahren Leben? Nein. Keine Happy Ends. Nie.“
Noah lächelte angestrengt. „Was ist denn die nächste Aufgabe?“
❤